Der Dot der dritten Generation (nenne ich kurz "Dot 3") ist das, was Amazon eigentlich von Anfang an hätte auf den Markt bringen sollen.
Der Dot 3 klingt endlich anständig für ein Gerät dieser Größe, man kann sogar etwas Bass vernehmen, nicht jedoch spüren. Das Gerät klingt relativ voluminös und voll, beleidigt auch audiophile Ohren nicht, liefert endlich auch reichlich Lautstärke - es bereitet nicht das geringste Problem, mit dem drei Meter entfernten Dot 3 unter der voll aufgedrehten Dusche ganz bequem Nachrichten zu hören und jedes Wort der Regierungsauftragsdemagogen zu verstehen.
•• Wer noch keinen Dot besitzt, gehört in die Anstalt, wenn er noch zum Dot 2 greift.
+ Der Dot 3 klingt VIEL, VIEL besser, ist VIEL, VIEL lauter.
+ Generation 2 und 3 hören gleich gut – und beide hören GUT, reagieren sehr empfindlich auch auf leise gesprochene Befehle. Dot 3 schafft es auch, bei recht lauter Musikwiedergabe sein Aktivierungswort recht zuverlässig zu erkennen - erst bei Lautstärke 10 muss man etwas bölken. Lautstärke 10 verbietet sich aber von selbst, da Amazon hier wie LEIDER ÜBLICH den Bass fast auf Null zurückfährt - eine dämliche Unsitte, die es bei allen Echo-Geräten gibt.
+ Wer seine WLAN-Daten bei den Amazonen hinterlegt hat, erlebt eine sehr positive Überraschung: Man braucht die lahmarschige Alexa-App überhaupt nicht mehr zum Einbinden in's heimische WLAN-Netzwerk. Dötchen auspacken, anschließen, zwei Minuten warten - fertig. Nix WLAN-Auswahl, kein Gefummel mit der schnarchigen Alexa-Valiumapp. Dennoch sollte man später noch einmal in die Einstellungen, nämlich um seine Anschrift zu korrigieren (bringt exaktere Ergebnisse bei Nahbereichssuchen) und Drop-In abzuschalten (verhindert direkt durchgestellte Anrufe ohne ausdrückliche Annahme; praktisch, wenn man gerade mit der Freundin im Bett ... diskutiert).
•• Es gibt nur zweidreiviertel Knackpunkte:
1. Textilumhüllung nicht austauschbar. Wenn der Dot 3 also zusifft, hilft nix mehr; da war Dot 2 deutlich pflegeleichter. Wer also vorhat, das Dötchen im Bad oder in der Küche zu nutzen, sollte sich das gut überlegen. Am besten vorher.
2. Spezialnetzteil. Das Netzteil des Dot 3 schmeißt 15 Watt, die sich auf 12 V und 1,25 A verteilen. Der Dot 2 hatte noch einen Micro-USB-Anschluss, ließ sich also mit so ziemlich jedem USB-Netzteil versaften. Praktisch, wenn man das Gerätchen im Auto oder auch mal draußen einsetzen wollte, da man hier natürlich auch Bordsteckdosennetzteile oder Powerbanks einsetzen konnte.
Das ist nicht mehr. Amazon hätte durchaus Micro-USB (besser noch USB-C) nutzen können, dann halt auf etwas potentere USB-Netzteile beschränkt.
Nachvollziehbar ist der Schritt natürlich schon: Wenn das mitgelieferte Netzteil abraucht, kann man teuren Ersatz verscherbeln – und zusätzlich spart man sich die tausenden ahnungslosen Kundendienstanrufer, die sich drüber wundern, dass es mit dem Schwachbrustnetzteil oder dem USB-Anschluss am PC nicht klappt. Dennoch ein bisschen doof.
2,25. Der Leuchtring leuchtet nicht mehr so sauber wie bei Echo-Geräten der Vorgenerationen; mittlerweile kann man die einzelnen LEDs erahnen, vorher war die Ausleuchtung homogen. Okay, das fällt nicht wirklich ins Gewicht, aber dennoch auf.
2,5. Der Dot 3 ist wie sein Vorgänger sehr aufstellungsfühlig, der Aufstellungsort wirkt sich deutlich auf den Klang aus. Er MUSS auf einer glatten, ebenen, möglichst harten Unterlage stehen, sonst klingt er nicht. Man kann ein bisschen mit dem Equalizer in der Alexa-App spielen, viel bringt das aber nicht.
Tipp: Die Regler dürfen (außer in der 0-Position) nie übereinander stehen - in dem Fall nehmen sich die Frequenzbereiche gegenseitig etwas weg.
Einstellungstipp: 4, 3, 2 – der Dot klingt mit etwas mehr Mitten und Höhen besser; das ist aber vom Musikmaterial, dem Aufstellungsort und natürlich vom persönlichen Geschmack abhängig. Meine Empfehlung klingt aber eigentlich immer relativ ausgewogen.
2,75. Immer noch hat es Amazon nicht auf die Reihe bekommen, einen rauscharmen Verstärker in den Echo zu frickeln. Sobald der Dot 3 etwas über seinen Lautsprecher ausgibt, hört man ein leises Rauschen, das auch kurz nachrauscht. Das fällt besonders bei geringen Lautstärken auf. Unter dieser Krankheit leiden ALLE Echo-Geräte, der Dot 2 ganz besonders, der rauscht nämlich immer, nicht nur dann, wenn er was zu sagen hat.
•• Wer sollte zuschlagen?
+ Leute, die noch kein Dötchen haben, aber relativ günstig in die Alexa-Welt hineinschnuppern möchten, dabei beim Klang aber nicht aussehen wollen, als hätten sie gerade in eine Zitrone gebissen.
+ Leute, die bereits einen Dot 2 haben, bei Klang und Lautstärke aber Tobsuchtsanfälle bekommen.
+ Leute, denen ein etwas gefälligeres Äußeres wichtig ist.
- Wer seinen Dot wirklich nur für Sprachanwendungen oder zum Steuern seiner per Skills (nicht per Hub!) angeflanschten Smart-Home-Geräte nutzt, kann ruhig dabei bleiben, denn in Sachen Funktionsumfang gibt es KEINE Vorteile beim Dot 3.
- Auch wer das Dötchen im Auto oder mit Powerbank draußen einsetzt, sollte dem Dot 2 die Treue halten.
•• Meine Meinung
Endlich, endlich, Amazon!
Endlich habt ihr's geschafft, ein relativ günstiges, dennoch universelles Gerätchen auf den Markt zu schmeißen, das auch noch passabel klingt und laut genug ist. Also genau das, was der Dot von Anfang an hätte sein sollen.
Als Intensivanwender (unterschiedliche Echos im ganzen Haus) bin ich nahezu begeistert. Abnehmbare Textilumhüllung und USB-C-Stromversorgung hätten mir auch noch sehr gut gefallen. Aber – irgendwas ist ja immer.
Mit dem Dot 3 gibt es jetzt keinen einzigen Grund mehr, zu Goodle Home zu schielen, hin und her zu überlegen, ob man lieber doch das Gerät mit der so unsympathischen Besserwisserstimme nehmen sollte, weil es klein ist und noch einigermaßen klingt.
Das kann der Dot 3 jetzt auch – nur halt mit der angenehmen Alexa-Stimme und all den Vorteilen, die das deutlich ausgereiftere (aber noch lange nicht kinderkrankheitenfreie) Amazon-Ökosystem bietet.
Wird behalten, ganz klar!
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Kauftipp für Sparsame: Dot 3 und Philips-Hue-Hub – da ist man bestens für den Einstieg in die Smart-Home-Welt gerüstet, ohne dafür sein letztes Hemd zu geben, das braucht man schließlich noch für's Finanzamt.
Per Bluetooth verbindet sich der Dot 3 natürlich auch mit Aktivlautsprechern oder (per billigem Bluetooth-Empfänger) der heimischen Anlage - dann schepperts und wummerts auch richtig. Und als gut klingendes Bluetooth-Lautsprecherchen fürs Smartphone oder Tablet lässt sich das Dötchen auch einsetzen. Da lacht die Koralle.
Noch'n Tipp dazu: Bei Weißlichtleuchtmitteln (vor allem GU10 – in Holland kaufen, deutlich billiger) die Ikea Tradfri nehmen; die liefern ein sehr angenehmes Licht, das man von Glühbirnen nicht mehr unterscheiden kann, funktionieren mit dem Hue-Hub, kosten aber deutlich weniger als die Philips-Abzockbirnen.